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INTELLIGENT INVESTORS: Marc Ospald zur Multi-Faktor-Strategie

INTELLIGENT INVESTORS: Marc Ospald zur Multi-Faktor-Strategie

Größe, Qualität, Momentum etc. Es gibt viele Faktoren, die die Basis einer Investmentstrategie ausmachen können. Marc Ospald, Managing Director – Portfoliomanagement bei der Habbel, Pohlig & Partner Vermögensverwaltung weiß, worauf es beim Selektionsprozess ankommt. INTELLIGENT INVESTORS traf ihn in Wiesbaden zum Austausch.

Link zum Artikel auf der Webseite von INTELLIGENT INVESTORS

INTELLIGENT INVESTORS: Herr Ospald, seit mehr als fünf Jahren sind Sie nun bei Habbel, Pohlig & Partner tätig. Was ist der USP des Unternehmens? Was treibt Sie an?

Marc Ospald: Seit drei Jahrzehnten bieten wir vermögenden Privatpersonen und institutionellen Kunden unsere Dienstleistung an – unser Credo dabei lautet: unabhängig, systematisch und persönlich. Um den unterschiedlichsten Kundenbedürfnissen gerecht zu werden, verantworten wir sieben eigene Fonds mit zum Teil deutlichen Alleinstellungsmerkmalen, die als Basisinvestment oder aber als Beimischung in den Kundenportfolios zum Einsatz kommen. Die eigenen Fonds voranzubringen, sie auch stärker ins Bewusstsein unserer Vertriebspartner und B2B-Investoren zu heben, das ist meine Motivation. Des Weiteren ist sicherlich die Art und Weise, wie wir unsere Aktien- und Liquid-Alternatives-Fonds managen, anders. Stichwort: Multi-Faktor-Strategie.

II: Bevor wir auf die Herangehensweise und Spezifika der Fonds etwas näher eingehen, der Blick mit dem Adlerauge. Wo stehen wir aktuell an den Aktienmärkten?

Ospald: In den vergangenen Jahren haben nur wenige große Large bzw. Mega Caps den Markt getrieben. Schauen Sie sich die Entwicklung in den USA an. Die sogenannten Magnificent 7 mach(t)en das Rennen, dominieren den S&P und eilen von Rekord zu Rekord. Der breite Markt stagniert beziehungsweise partizipiert nicht an dieser Rally. Mit unserem systematischen Ansatz gehen wir bewusst einen anderen Weg. Wir verlassen uns auf die von uns entwickelte Systematik. So generieren wir aus dem Anlageuniversum mit Hilfe des Investmentprozesses eine Selektion der besten in Frage kommenden Aktien. Sehr transparent, nachvollziehbar, abbildbar und zuverlässig.

II: Jetzt sind wir bereits bei Ihrem Ansatz, dem Multi-Faktor-Modell. Wie unterscheidet sich Ihr Portfolio von den gängigen (marktkapitalisierten) Indizes?

Ospald: Bei herkömmlichen Marktindizes erfolgt die Gewichtung zum Beispiel nach der Marktkapitalisierung. Dadurch sind „große” Unternehmen automatisch im Index überrepräsentiert, Small und Mid Caps dagegen unterrepräsentiert. Denken Sie nur an Nvidia oder andere Highflyer. Wir gehen einen anderen Weg. Die von unserer Multi-Faktor-Strategie selektierten Werte werden unabhängig von der Marktkapitalisierung gleichgewichtet. Hierdurch entsteht eine wesentlich breitere Diversifikation und ein kluges Exposure in die zweite und dritte Reihe, das langfristig zu einer Outperformance führen soll. Da unsere Fonds einen sehr hohen Active Share (schnittfreie Menge zur Benchmark) haben, eignen sie sich auch sehr gut als Diversifikationsbaustein in bestehenden Portfolios.

II: Welche Faktoren haben Einfluss bei Ihrem Investmentprozess?

Ospald: Wir setzen auf die jeweilige Anlageregion (Europa, Nordamerika und Asien Pazifik) zielgerichtete Strategien ein. In Europa beziehen wir uns auf fünf Faktoren, die den Auswahlprozess determinieren: Risiko, Momentum, Buybacks, Ratings und Qualität. Wir sind der Meinung, dass ein deutlicher Mehrwert erzielt werden kann, wenn die Aktien nach den richtigen Stilen und Faktoren selektiert werden. Wichtig ist, wir orientieren uns an wissenschaftlichen Grundlagen, aber unsere Herangehensweise ist unique. Die einzelnen Faktoren werden in Interaktion gesetzt. Das heißt, es reicht nicht aus, dass ein Wert in einem Teilbereich überzeugt. So erklärt es sich auch, dass wir in der Vergangenheit bei teilweise beliebten Aktien wie Wirecard, BioNTech oder Tesla nicht zugegriffen haben. Vielleicht war zu diesem Zeitpunkt das Momentum vorteilhaft, aber andere Faktoren wie Qualität und/oder Risiko überzeugten nicht. Dann nehmen wir von diesen Titeln Abstand. Ich möchte noch einen wesentlichen Aspekt anführen. Gemäß unserer Denkweise streben wir nach einer langfristig stabilen Performance. Kein Faktor funktioniert immer in jeder Marktphase. Das Zusammenspiel ist wichtig und ermöglicht, dass eine Schwächephase in einem Faktor durch eine Überrendite in einem anderen mehr als ausgeglichen wird. Wir liefern die ‚Best-in-Class‘-Unternehmen über alle Faktoren hinweg.

II: Das fast 5.000 Titel große Anlageuniversum überrascht. Können Sie diese Werte alle covern?

Ospald: Das ist ein Vorteil unseres Investmentprozesses. Wir können alle in Frage kommenden Werte komplett systematisch nach einzelnen Faktoren auswerten, diese in Relation setzen und das in einem Bruchteil der Zeit. Das versetzt uns in die Lage, dass wir Gelegenheiten auch in der zweiten oder dritten Reihe finden, die bei Mitbewerbern gar nicht auf dem Radar sind.

II: Die Frage nach den Bewertungen. Sie sprachen es an, wenige gehypte Aktien eilten von Rekord zu Rekord. Das sieht in der zweiten und dritten Reihe anders aus.

Ospald: Es klafft zum Teil eine riesige Bewertungslücke zwischen den Large und Mid bzw. Small Caps. Selbstverständlich sind vor allem in herausfordernden Zeiten nicht alle Nebenwerte eine gute Wahl; doch finden wir mit unserem Ansatz gerade in diesem Segment immer wieder sehr attraktive Werte, die eine spürbare Outperformance generieren. Langfristig bieten Mid und Small Caps ein deutlich höheres Wachstum, höhere Innovationskraft und damit ein besseres Chance-Risiko-Verhältnis.

II: Sie setzen aber nicht nur auf die „vermeintlich Kleinen“, oder?

Ospald: Nein, vielmehr finden sich etliche Unternehmen im Portfolio, die teilweise im hohen zwei- bis dreistelligen Milliardenbereich in Bezug auf die Marktkapitalisierung liegen. Jedoch sind es meist die Big-Caps, über die nicht jeder spricht oder die ständig in den Schlagzeilen auftauchen.

II: Abschließend möchte ich noch einen Fonds explizit erwähnen, den Aktien Südeuropa. Was ist die Idee dahinter?

Ospald: Der Fonds mit über zwölf Jahren Historie konzentriert sich auf 30 interessante Zielunternehmen aus fünf Mittelmeeranrainerstaaten. Gegenwärtig ist es so, dass gerade diese Länder, wenngleich historisch volatiler, ein deutlich höheres Wachstum erzielen. Zudem finden wir hier zahlreiche, attraktive Unternehmen, die meist international agieren und oft zu den Marktführern in ihrem Bereich gehören. Da die südeuropäischen Märkte in den letzten Jahren haussieren, erzielte der Aktien Südeuropa Fonds die höchste Performance unserer Produktpalette.