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Anleihen? Brauche ich nicht!

„Anleihen sind langweilig. Anleihen braucht kein Mensch im Portfolio. Mit Anleihen ist kein Geld zu verdienen.“ Diese Aussagen gehören seit geraumer Zeit fast schon zum guten Ton unter Anlegern. In den vergangenen Monaten lagen sie damit auch goldrichtig. Ob ein Umdenken interessant sein könnte, erläutert Multi-Asset-Manager Stefan Wolpert.

Das hätte wohl kaum jemand erwartet: ein Börsenjahr 2021 mit ordentlichen Kursgewinnen in Dax, S&P 500 und Co. Dies war umso erstaunlicher, als Pandemie, Lieferkettenengpässe und Rohstoffpreise eigentlich große Belastungsfaktoren waren. Zu guter Letzt trat angesichts von seit Jahrzehnten nicht gesehenen Inflationszahlen die Fed mit einer restriktiveren Gangart auf die Bühne. Viele Marktteilnehmer fragten sich Anfang des Jahres 2022, ob in so einer Gemengelage die positive Entwicklung an den Aktienmärkten einfach so weiter gehen könnte.

Konnte sie nicht. Zu den genannten Störfaktoren kam eine Verschärfung der geopolitischen Lage, die vielen undenkbar schien. Nach Corona 2020 und Inflation 2021, wird 2022 das Jahr des Ukraine-Kriegs. Aber auch das der Zentralbanken.

Welche Chancen ergeben sich an den Anleihemärkten?

Während viele weniger beachtete Institute beispielsweise in den Emerging Markets bereits seit längerer Zeit das Thema Inflation angegangen und die Zinsen erhöht haben, wird die Fed erst dieses und kommendes Jahr mit zahlreichen Zinsschritten aktiv. Und selbst die EZB, deren Versuche das Thema Inflation kleinzureden getrost als gescheitert angesehen werden kann, wird zumindest etwas restriktiver.

Während die Aktienmärkte zumindest auf Ebene der gängigen Indizes noch nicht so genau zu wissen scheinen, wo die Reise in diesem Umfeld hingehen soll, scheint das Urteil an den Anleihemärkten gefällt. Ergeben sich hier Chancen?

Mittlerweile sind deutlich erhöhte Inflationsraten eingepreist. Die 5y5y-Forward-Rate für die Eurozone, welche die aus Swaps abgeleitete Inflationserwartung für fünf Jahre in fünf Jahren widerspiegelt, liegt mittlerweile bei 2,3 Prozent p.a. und damit etwa auf dem Niveau von vor zehn Jahren. Inflationsindexierte Bundesanleihen preisen für die kommenden fünf Jahre etwa 3,4 Prozent Geldentwertung ein, US-TIPS mit gleicher Laufzeit 3,5 Prozent. Im Durchschnitt und pro Jahr. Angesichts rekordhoher gemessener Inflationszahlen fällt es zwar schwer, an Entlastung zu glauben. Aber Basiseffekte sind ein Faktor, der bei Betrachtung von Jahresraten nicht unter den Tisch fallen sollte.

Hinzu kommt eine Vergrößerung der Bonitätsaufschläge u.a. aufgrund der Rückführung von Anleihekäufen der Zentralbanken, so dass sich Anleihen aus dem Terrain negativer Renditen nahezu vollständig verabschiedet haben. Waren vor zwei Jahren noch rund 30 Prozent eines globalen Anleiheindex negativ verzinst, so ist dieser Anteil mittlerweile fast vollständig verschwunden.

Die folgende Grafik zeigt eine Auswahl an Segmenten, mit im Vergleich zu Bundesanleihen durchaus ansehnlichen Renditeaufschlägen. So werfen beispielsweise Euro-High-Yield-Anleihen oder Hybridanleihen jährlich im Schnitt deutlich über vier Prozent ab. Wichtig: diese Renditen sind mit deutlich geringerem Zinsänderungsrisiko zu erzielen. Ein repräsentativer Euro-High-Yield Index hat eine Duration von ca. 3,5 Jahren, eine zehnjährige Bundesanleihe hingegen 9,9 Jahre. Die Rendite je Einheit Duration ist also deutlich höher.

Wie bei Aktien gilt auch bei Anleihen: kein Ertrag ohne Risiko. Diese Renditen lassen sich nur erzielen, wenn die Zahlungen auch bedient werden. Bis zum Ausbruch des Ukraine-Krieges zeigte die Rating-Drift bei Unternehmensanleihen, das Verhältnis von Hoch- zu Abstufungen der Bonität durch die Ratingagentur S&P, ein positives Bild. Aufgrund der jüngsten Ereignisse dürften sich die Gewinn-Margen und Verschuldungsgrade jedoch verschlechtern und sich der Trend zumindest teilweise umkehren. Jedoch haben viele Unternehmen die Anleihekaufprogramme der Zentralbanken der vergangenen Jahre genutzt und sich Liquiditätspolster zugelegt. Zudem liegt beispielsweise die aus dem Markit iTraxx Europe Crossover abgeleitete implizite Ausfallwahrscheinlichkeit aktuell bei etwa 28 Prozent. Das bedeutet, dass mehr als jeder vierte der 75 in diesem Instrument enthaltenen High Yield-Emittenten in den kommenden fünf Jahren vom Ausfall bedroht ist. Im Vergleich zum historischen Durchschnitt ist damit schon viel Risiko eingepreist.

Fazit: Im aktuellen Umfeld nachlassender Konjunkturerwartungen sind Rating-Herabstufungen und sogar Ausfälle bei Anleihen nicht zu vermeiden. Einige Anleihe-Segmente bieten aber wieder auskömmliche Renditen, die eine gewisse Zahl davon abfangen können. Langweilig? Vielleicht. Aber für jedes Multi-Asset-Portfolio eine Überlegung wert.


Autor: Stefan Wolpert – Portfoliomanager Multi-Asset

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